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Der Film vermittelt die Freiheit der Straße und wurde Kult

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Wer wie Gerd Albrecht am Steuer des Macks sitzt, entwickelt ein prickelndes Freiheits­gefühl – auch wenn das Fahren selbst anstrengend ist
© Foto: Thorsten Link

Albrecht macht aus der Not eine Tugend, er lässt die Ente in den USA von einem Spezialisten als Gussform in Bronze nachfertigen, mit der sich Kopien herstellen lassen. Sein Plan: Seine komplette Firmenflotte soll mit der Gummiente ausgerüstet werden, aber daraus wird nichts. „Das sei eine bauartliche Veränderung, haben die beim Amt echt gesagt, keine Betriebserlaubnis, kein Versicherungsschutz. Muss man sich mal vorstellen. In Amerika hätt’ kein Hahn danach gekräht.“ Amtsschimmel, Regelwerk der Obrigkeit. Als sei es eine Episode aus dem Convoy-Drehbuch.

Als „Convoy“ 1978 in die Kinos kommt, zeigt sich die Kritik anfangs eher enttäuscht. Das letzte größere Regiewerk des Western-Spezialisten Sam Peckinpah sei eher schlicht geraten, heisst es oft, eine simpel gestrickte Gut-gegen-Böse-Story mit wehmütigen Western-Reminiszenzen, mehr habe „Convoy“ nicht zu bieten. Doch der Eindruck wandelt sich bald. Es wird die bildgewaltige Inszenierung gelobt. Kaum ein anderer Film hätte die Freiheit der Straße eindringlicher vermittelt, kaum ein anderer setzt so konsequent auf Solidarität mit den vermeintlichen Outlaws, die die Obrigkeit zu Schießbudenfiguren degradieren. In keinem anderen Film würden alte Western-Motive so lebendig wie hier, heißt es. Der Trucker als ungehobelter Vorzeige-Amerikaner mit dem Herzen am rechten Fleck – das ist neu im rebellischen Siebziger-Jahre-Kino und macht „Convoy“ quasi, wenn auch mit Anlauf, zum Inbegriff des Genres.

Der Mack kommt auf den Tieflader für die Fahrt nach München
© Foto: Thorsten Link

Wir sind mit Gerd Albrecht unterwegs durch die schwäbische Provinz und er lässt es mit seinem Rubber Duck ganz schön krachen. Albrecht liebt diese amerikanischen Langhauber. Deutsche Laster, sagt er, sähen doch im Grunde aus, als hätte man sie gegen die Wand gefahren. In Amerika waren Trucks immer auch Kunstwerke, Fahrzeuge mit Charakter, da mache das Trucker-Dasein noch Spaß. „Die haben noch richtig Musik gemacht“, schwärmt Albrecht, während er im Getriebe rührt, um irgendeinen Gang zu finden, „dieser herrliche Sound. Heute sind Lkw ja leiser als Omnibusse, wegen der Abgasnormen und dem ganzen Zeugs.“

Ein Wink des Schicksals? Kris Kristofferson ist im Land

Trotz dieser faszinierenden Fahrkultur wäre der Mack für alltägliche Aufgaben höchst ungeeignet. Der Mack sei kriminell, lernen wir, rangieren sei praktisch unmöglich, weil man sowohl nach vorne als auch nach hinten so gut wie nichts sieht. „Was ist der Unterschied zwischen einem Trucker und einem Fernfahrer?“, will Albrecht wissen. Keine Ahnung. „Der Trucker hat Cowboystiefel an, der Fernfahrer kann rückwärtsfahren.“

Zu gerne hätte Albrecht seinen Truck dem wahren Rubber Duck einmal präsentiert. Nie gab es Gelegenheit, und die Zeit, sagt Albrecht, laufe ihm allmählich davon. In der Tat. Kris Kristofferson ist 83 Jahre alt, lebt nicht gerade um die Ecke, sondern auf Hawaii, ist nur höchst selten in Europa und gilt außerdem als ausgesprochen medienscheu. Aber wir haben uns da was ausgedacht. Dazu muss Rubber Duck verladen werden. Unser Ziel: München.

Und tatsächlich: Der Händedruck von Kris Kristofferson ist die Krönung des Tages
© Foto: Thorsten Link

Es muss wohl ein besonderer Spaß des Schicksals sein, dass Kris Kristofferson zeitnah zu unserer Geschichte ausgerechnet in Deutschland eines seiner höchst seltenen Gastspiele gibt. Im Circus-Krone-Bau. Wir platzieren Rubber Duck im Innenhof, auf dem Parkplatz der Stars. In der berühmten Arena wird gerade geprobt. Wer als Musiker was auf sich hält, muss einmal im Leben hier aufgetreten sein, erfahren wir. Von Kristofferson aber keine Spur. Der probt nicht, wozu auch.

Wir haben Gerd Albrecht eine Eintrittskarte besorgt mit Zutritt in den VIP-Bereich. Werden wir den Hollywood-Star hier treffen? Höchst ungewiss. Noch eine Stunde bis Konzertbeginn. Noch immer tut sich nichts. Doch dann kommt ein Van durchs Tor, mit Blaulicht, abgedunkelten Scheiben. Ist er das? Wir sollen zurückbleiben, ermahnt uns irgendein Agent. Aus der Distanz beobachten wir, wer aus dem Fahrzeug steigt. Es ist tatsächlich Kris Kristofferson, er muss gestützt werden, die Reise hat ihm offenbar zugesetzt. Seine Frau und ein Mitglied der Crew helfen ihm ein paar Schritte in den bereitstehenden Tourbus. Das war’s wohl.

Nur noch zehn Minuten bis zum Konzert. Dann öffnet sich die Tür erneut. Kristofferson kommt heraus, wird von David Garcia empfangen, einem Mitarbeiter der Konzertagentur, der offenbar verstanden hat, wie wichtig uns das alles ist. Er flüstert Kris was ins Ohr, deutet auf den Mack. Als Kristofferson den sieht, kommt er.

Gerd Albrecht zittert vor Begeisterung, öffnet die Beifahrertür, um Kris die Kabine zu präsentieren. „I’m the Rubber Duck of Germany!“ Kris Kristofferson grinst, reicht Albrecht die Hand, sagt nur ein Wort: „Great!“ Dann dreht er sich um, schwingt die Gitarre über die Schulter, verschwindet Richtung Bühne.

Für Gerd Albrecht ist der Händedruck ein Ritterschlag fürs Leben, er hat Tränen in den Augen. In solchen Momenten werden sogar echte Trucker-Herzen weich. Der Gummiente sei Dank.

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