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Reportage: On the rocks

26.02.2021 15:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der MAN TGX 18.640 mit dem besonderen Design wurde zum zehnjährigen Firmenjubiläum angeschafft
© Foto: Jan Scheutzow/TRUCKER

Das bayerische Unternehmen Bärnreuther+Deuerlein produziert, vertreibt und transportiert Schotterprodukte. Wer hier als Lkw-Fahrer arbeitet, muss besondere Herausforderungen meistern.

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Als „Rock City” bezeichnen sich Bärnreuther+Deuerlein auf der Webseite ihres Unternehmens – ein äußerst passender Name. Denn um Felsen und Steine dreht sich alles bei der Schotterwerke GmbH & Co. KG, die sieben Steinbrüche in der Nähe von Neumarkt in der Oberpfalz und Nürnberg betreibt. Das mittelständische Unternehmen produziert, vertreibt und transportiert Schotterprodukte aus Kalkstein und Dolomit in der Nürnberger Metropolregion.

Ursprünglich als eigenständige Betriebe gegründet, fusionierten die Firmen Bärnreuther und Deuerlein 2010 zu einem Unternehmen. Ins Stein-Business ist Bärnreuther bereits 1933 eingestiegen, als zum ersten Mal am Dillberg Schotter hergestellt wurde. 1948 startete auch Deuerlein mit einem eigenen Betrieb.


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Auch Berufsanfänger bekommen eine Chance

So lange ist Lkw-Fahrerin Roswitha Mederer, genannt Rosi, natürlich noch nicht dabei. Seit über elf Jahren fährt die 57-Jährige für B+D. Sie ist eine von vier Lkw-Fahrerinnen im Unternehmen, 88 Fahrer gibt es derzeit insgesamt. An ihre Anfangszeit erinnert sich die gebürtige Oberpfälzerin noch genau: „Damals war es oft so, dass ich etwas nicht wusste“.

Vorher hatte sie mit dem Lkw-Fahren nämlich recht wenig am Hut. „Ich habe in einer Fabrik gearbeitet, dort haben wir für Pkw die Kabelsätze hergestellt.“ Dann der Schock im Jahr 2008: Die Produktion wurde ins Ausland verlegt, im Juni bekam sie die Kündigung und war ab Januar 2009 arbeitslos. Als Bärnreuther der damals 45-jährigen Anfängerin die Chance gab, bei ihnen einzusteigen, war sie sehr dankbar. Im April machte sie ihren Lkw-Führerschein, am 26. Mai fing sie mit der neuen Arbeit an. Und freute sich über die Hilfsbereitschaft von erfahrenen Kollegen: „Jeder hat sich hier bereit erklärt, mir zu helfen. Da kamen keine dummen Sprüche oder Ähnliches.“

Der familiäre Charakter ist dem Unternehmen wichtig. „Wir haben Mitarbeiter, die inzwischen schon 45 Jahre bei uns sind“, erzählt Anna Bärnreuther. Die 23-Jährige ist hauptsächlich für das Fuhrparkmanagement, aber auch für Personal, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Recht jung für so viele Aufgabenbereiche, könnte man denken. Die Tochter von Geschäftsführer Herbert Bärnreuther wirkt aber, als hätte sie alles im Griff: Das Diensthandy ist stets zur Hand, um schnell auf Anfragen reagieren zu können, und die wichtigen Firmendaten hat sie auch alle im Kopf. Seit Juli 2018 arbeitet Anna Bärnreuther im Fa­milienbetrieb mit, obwohl sie das ursprünglich gar nicht vorhatte. Ein dreimonatiges Praktikum im heimischen Betrieb hat die studierte Sozialwissenschaftlerin umgestimmt.

Dynamisches Vater-Tochter-Gespann: Herbert (53) und Anna Bärnreuther (23)
© Foto: Jan Scheutzow/TRUCKER

Was die Mitarbeiter können, sollte der Chef auch können

Ähnlich ging es seinerzeit auch ihrem Vater. Herbert Bärnreuther ist als einer von zwei Geschäftsführern für den kaufmännischen Bereich von B+D verantwortlich. Ursprünglich in der IT-Branche tätig, stieg er 1996 auf Bitten seiner Eltern ins eigene Unternehmen ein. „Als meine Mutter zwei Jahre später überraschend gestorben ist, wurde ich in ihren Aufgabenbereich quasi reingeworfen. Nach und nach bin ich hineingewachsen“, erinnert er sich.

Heute ist er ein Chef, der auch selbst vor Ort mit anpackt, wenn es sein muss. Genau wie Tochter Anna besitzt er einen Lkw-Führerschein und kann auch Rad­lader fahren. „Mein Anspruch ist: Das, was der Mitarbeiter kann, muss ich als Chef prinzipiell auch können“, sagt der 53-Jährige. So gut wie ein Berufskraftfahrer sei er dabei aber nicht, gibt er zu.

Für B+D zu fahren ist auch gar nicht so leicht, denn der Fuhrpark beinhaltet viele unterschiedliche Fahrzeug-Kombinationen. 86 Lkw gehören dazu, je zur Hälfte von MAN (Modell TGX) und Mercedes (Modelle Actros und Arocs). Bei allen Fahrzeugen handelt es sich um Kipper für den Schüttgutverkehr: zwei Vierachser, elf Tandemhängerzüge und 73 Sattelfahrzeuge – davon zwei Dreiachser-Sattelzug­maschinen, die im Wechsel auch Tieflader fahren können. Genutzt werden die Fahrzeuge in der Regel zehn Jahre, das heißt, jedes Jahr werden etwa acht bis zehn von ihnen ausgetauscht. Auch die Aufliegertypen unterscheiden sich, unter anderem gibt es Thermostahlmulden, Thermo-Alumulden und Dreiseitenkipper.

Rosi fährt einen Mercedes Actros mit Allradantrieb und einem Dreiseitenkipper als Auflieger. „Mit dem Fahrzeug bin ich sehr zufrieden. Wir haben eigentlich alles drin, was ich für meine Baustellen brauche“, sagt die Lkw- Fahrerin. Es ist „ihr“ Fahrzeug, denn in der Regel wird nicht getauscht. Rosis Spezialität ist das Verziehen, also das Splitten etwa eines Waldwegs mit feinem Material. Die Schicht muss ganz dünn sein, denn wenn ein Hügel entsteht, ist das schlecht für die Radfahrer. „Das ist Maßarbeit, da muss man zackig durchfahren“, erzählt Rosi stolz.

Genau wie die anderen Fahrer bei B+D ist die Ehefrau und Mutter nur im innerbayerischen Nahverkehr unterwegs, in der Regel also jeden Abend zuhause.

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