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Reportage: Traumberuf Trucker

22.02.2021 15:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Reportage: Traumberuf Trucker
Glücklich im Job: Judith Ehrmann, Kfz-Meisterin und Lkw-Fahrerin
© Foto: Christian Bonk

Judith Ehrmann hat für sich das gefunden, wonach so viele Berufstätige lange suchen: einen echten Traumberuf. Die gelernte Kfz-Meisterin und Lkw-Fahrerin ist Teil des Truck-Race-Rennstalls Hahn Racing.

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Auch wenn es in Europa mehr und mehr Lkw-Fahrerinnen gibt und ein reißerisches Fernsehformat glauben machen will, dass auch in der Lkw-Kabine Frauen keine Seltenheit sind, präsentiert sich der Lkw-Fahrer-Beruf immer noch als Männerdomäne. Judith Ehrmann fühlt sich trotzdem oder gerade deswegen pudelwohl in ihrem neuen Job.

Sie ist Teammitglied von Deutschlands bekanntestem Truck-Race-Rennstall Hahn-Racing mit Sitz in Egenhausen am Rand des Schwarzwalds. Und mit einem nagelneuen Iveco S-Way 570 6x2 auf jeder Rennstrecke der FIA Truck Racing Championship dabei.

Judith absolvierte die ersten Monate in der Werkstatt ebenso mit Bravour wie ihre Einsätze an der Rennstrecke mit den Truck-Race-Teams, die Jochen Hahn und seine Mannschaft ganzjährig betreuen. Die 25-Jährige ist durch und durch truckbegeistert und genießt es offensichtlich, nun in einer Lkw-Sparte angekommen zu sein, von der vermutlich auch viele männliche Lkw-Mechaniker träumen, wenn sie ihren Traumjob beschreiben müssten. Denn als Rennmechanikerin kommt sie mit einer Technik in Berührung, die mit der der Serien-Lkw nicht mehr allzu viel gemein hat.

Die Faszination für schwere Fahrzeuge wurde Judith quasi in die Wiege gelegt. Ihre Eltern betreiben ein mittelständisches Busunternehmen; sie und ihre Geschwister sind quasi mit einem Bein in einer Nutzfahrzeug-Werkstatt aufgewachsen.

„Wir haben natürlich schon als Kids im Betrieb mit angepackt“, erinnert sich Judith, „und für mich war es immer viel spannender, in der Werkstatt beim Schrauben zu helfen, statt im Büro irgendwelche Akten abzulegen“, lacht die stolze Kfz-Meisterin.

Während der Rennen heißt es fürs Team „Schrauben im Akkord“
© Foto: Christian Bonk

Da die sechs Racetrucks, die Hahn Racing zwischen den Rennen sowie an den Rennwochenenden betreut, alle aus dem Haus Iveco stammen, musste natürlich auch ein Service-Truck her, der zur Hausmarke passt. Judith ist mit dem Lkw an Rennwochenenden für den Transport des Racetrucks von Jochen Hahn und das komplette Renn-Equipment im Einsatz.

Neuer „Teilzeit“-Arbeitsplatz: Iveco S-Way 570 6x2

„Der Lkw ist in den Sommermonaten mein zweites Zuhause, und ich bin noch immer ‚die junge Frau vom neuen Support-Iveco‘.“ Und der kann sich sowohl in seiner auffälligen Lackierung mit den vielen Sponsoren-Logos und einem Blick auf die Ausstattungsliste wirklich sehen lassen.

Nicht nur die große Maschine mit 570 PS freut Judith besonders, sondern vor allem die noble Innenausstattung. Neben einem Komfortsitz mit Sitzheizung und -kühlung, dem griffigen Lederlenkrad mit Bedientasten für die Bordelektronik und der effektiven Standheizung gibt es in der Kabine sogar einen Kühlschrank mit Gefrierfach. Für die Pausen steht ein vollwertiges Bett mit verstellbarem Kopfteil und Ambientebeleuchtung zur Verfügung. „Die Kabine ist Luxus pur, was ich besonders an den Rennwochenenden absolut genieße, auch wenn es da oft lange Tage mit wenig Schlaf sind. Aber dafür kann ich die Kabine absolut abdunkeln und schlafe auf der bequemen Matratze doppelt tief und gut“, freut sich Judith über ihre „Luxushütte“.

Jeder Handgriff sitzt – schließlich ist Judith Meisterin ihres Fachs
© Foto: Christian Bonk

Judiths Arbeitsalltag hat mit einem normalen Bürojob, den sich viele in ihrem Alter wünschen, nicht viel gemein. Außerhalb der Rennveranstaltungen kommt zwar auch bei Hahn Racing so etwas wie Routine auf. Denn geschraubt wird in der Werkstatt das ganze Jahr, und zwar ausschließlich an Racetrucks oder den Teamfahrzeugen. Durch die Betreuung zweier „Fremd-Teams“ sind in der Regel in Jochen Hahns Werkstatt alle sechs Lkw-Montageplätze besetzt, an denen unentwegt repariert, erneuert und optimiert wird. „Besonders intensiv ist die Arbeit in der Werkstatt natürlich unmittelbar vor und direkt nach den Rennen“, sagt Judith. Dann muss alles wie am Schnürchen klappen, damit jeder Truck pünktlich zum nächsten Rennen topfit an der Startlinie steht.

So richtig spannend wird es für die 25-Jährige vor allem, wenn der Konvoi zur nächsten Rennstrecke vom Hof rollt. „Bei den Touren zu den Rennstrecken kommt dann bei mir echtes Trucker-Feeling auf. Auch wenn ich mir bewusst darüber bin, dass wir als Konvoi, der zum Rennen fährt, absolut privilegiert sind“, räumt Judith ein. Für die langen Touren bis Spanien, Italien oder nach Ungarn wird ein großes Reisefenster eingeplant. „Wir sind nie so unter Druck wie Fahrer, die für eine Spedition unterwegs sind“, sagt Judith. „Dazu haben wir für unser Camp im Rennstreckenfahrerlager alles dabei. Eigene Dusche, eine vollwertige Küche, Verpflegung und überhaupt alles, was du für ein Leben neben der Rennstrecke brauchst. Und wir übernachten unterwegs vorzugsweise an Plätzen, die kaum von anderen Lkw frequentiert werden.“

Entspannt am Steuer, die Ziele sind international
© Foto: Christian Bonk

Andere liegen am See, Judith wechselt Renngetriebe

Bis zu acht Action-Wochenenden stehen bei Hahn Racing pro normaler Saison auf dem Plan, auch wenn es coronabedingt in diesem Jahr nur zwei Veranstaltungen waren. Das bedeutet in der Regel Anreise schon in der Wochenmitte, Aufbau des Technik-Camps im Fahrerlager, Testfahrten, Umbauten, Teileaustausch und Feinabstimmung rund um die Uhr. Bei den Trainingsläufen und den eigentlichen Rennen steht Judith dann mit Kopfhörern in der Boxengasse, verfolgt Runde um Runde das Renngeschehen und fiebert mit Jochen Hahn, seinem Sohn und Truck-Race-Nachwuchsfahrer Lukas Hahn und Steffi Halm mit, die die „Schwabentruck“-Team-Boliden um die Rennstrecken jagen. Kommt es zum Crash, bedeutet das in der Regel eine anstrengende Nachtschicht – und da Racetruck-Piloten im Rennen gerne mit den Konkurrenten auf Tuchfühlung gehen, gibt es eigentlich kaum ein Training oder einen Wertungslauf, nach dem nicht Schrauben im Akkord angesagt ist.

Trotz der enormen Belastung ist das für Judith der reizvollste Teil ihres Jobs: „Vor allem, wenn deine Teamfahrer es aufs Treppchen schaffen oder ein Rennen gewinnen, ist das ein Gefühl, das runtergeht wie Öl“, schmunzelt Judith. „Ich habe erst durch den Rennsport so richtig erfahren, was Teamarbeit heißt und wie sehr du dich als Team beweisen musst, wenn du vorne mitfahren willst.“ Auch die Tatsache, dass es im Fahrerlager so gut wie keine Momente gibt, die man für sich alleine hat, empfindet die Truckerin aus Leidenschaft nicht als störend. „Wenn wir in den Sommermonaten von Rennstrecke zu Rennstrecke auf Tour sind, werden die Kollegen für mich zur Familie. Natürlich geht nicht immer alles harmonisch zu, aber der Zusammenhalt ist absolut beeindruckend“, sagt Judith mit einem Strahlen im Blick.

Jetzt freut sie sich auf ihre erste vollwertige Saison im Jahr 2021. „Wir sind überglücklich, dass Iveco und unsere anderen Sponsoren für die Saison schon lange grünes Licht gegeben haben“, verrät sie mit einem verheißungsvollen Blick auf ihren neuen Iveco S-Way. Denn der muss ebenso schnell wieder an die Rennstrecke wie Judith und das komplette Hahn-Racing-Team.

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